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Samstag, 21. August 2021

Sommerfrische am Semmering


Der Semmering in Niederösterreich war zu Kaisers Zeiten die Bel etage der Donau-Monarchie. Zu Kaisers Zeiten erlebte der Semmering nach dem Bau der Nordbahn seine Blüte.

Mit dem Bau der spektakulären, weltweit ersten Hochgebirgsbahn über den Semmering Mitte des 19. Jahrhunderts avancierte das Semmering-Rax-Gebiet peu à peu zur bevorzugten Sommerfrische der Wiener Gesellschaft. Um die Jahrhundertwende tummelten sich Hochadel, Industriebarone, Wissenschaftler, Schriftsteller, Intellektuelle und Künstler am gesellschaftlichen Hotspot, der mit dem Bau der ersten Luxushotels und Luxus-Privatvillen auch ein beeindruckendes Kapitel Architekturgeschichte schrieb.

Die Anreise führt mit dem Zug auf der spektakulären Trasse von 1852, heute zum Weltkulturerbe zählend, auf den Semmering. Edelsommerfrische und Kurort bis in die 1930er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Zwischen Südbahnhotel und Panhans künden viele Gründerzeitvillen, die wie Logenplätze einsam in den Waldeshöhen stehen, vom Protz und Luxus vergangener Tage.

Die Sommerfrische am Semmering war zu Beginn des 20.Jahrhunderts Inbegriff bürgerlicher Freiheit: Sigmund Freud, Josephine Baker, Kaiser Franz Josef, Karl I., Arthur Schnitzler, Baron Rothschild, Oskar Kokoschka und Heimito von Doderer verbrachten dort ihre Zeit mit gepflegtem Nichtstun. Es entstand der Mythos vom Zauberberg.

Dem Adel folgten die Künstler als Kulturfolger höchst bereitwillig in die Sommerfrische in den Bergen nach. Auch unzählige Künstler der sogenannten Wiener Moderne fanden sich hier ein, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Franz Werfel, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Heimito von Doderer, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Oskar Kokoschka, um nur einige wenige zu nennen, die hier, nur eine Bahnstunde südlich von Wien, bahnbrechende und unvergängliche Werke erdacht und geschrieben haben und sich von den anstrengenden Nächten in Wiener Kaffeehäusern erholten, wovon unzählige Geschichten und Anekdoten berichten.

Der Semmering wurde zum Zauberberg. Die Angst vor der weithin grassierenden Tuberkulose machte die "gute Luft" zu einer begehrten Ware. Vor dem Ersten Weltkrieg war der Semmering ein beliebter Tummelplatz des Adels, der Bourgeoisie und der Künstler der Habsburger Monarchie. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang der verpasste der Ort jedoch den Absprung auf andere Touristen und neue zahlungskräftige Kundschaft.Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Hotels leer, und die Natur eroberte die Kulturlandschaft zurück. Das Flair des Fin de Siècle lebt hier bis heute und die Erinnerungen an die klassische Sommerfrische werden hochgehalten. Heute wirbt der Ort vor allem durch den Wintersport um Gäste.

Erst 1984 wurde als erstes das "Grand Hotel Panhans" wiedereröffnet. Heute versucht man, an die vergangene Größe anzuknüpfen: Glänzende Feste und das Sommerspiel der großen Wiener Theater sollen kulturinteressierte Gäste anziehen.

Weblink:

Auch ein Zauberberg - Deutschlandfunk Kultur

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