Der Suhrkamp-Verlag gilt als Ausweis des neu erwachten Geisteslebens in Deutschland nach dem Krieg. Wie kaum ein anderer Verlag hat der Suhrkamp-Verlag das geistige Leben in der Bundesrepublik seit der Nachkriegszeit geprägt. Als einer der ersten überhaupt hatte Peter Suhrkamp von den Alliierten eine Lizenz zur Verlagsgründung erhalten.
Der Verlag war stets eine Versammlung von Autoren von Weltruf. Große Autoren wie Bertolt Brecht, Max Frisch, Ingeborg Bachmann oder Thomas Bernhard, Theodor W. Adorno, Hans Magnus Enzensberger oder Jürgen Habermas haben über Jahrzehnte das Erscheinungsbild des Verlags geprägt.
Am 1. Juli 1950 gründete Peter Suhrkamp in Frankfurt am Main den bis heute renommierten Suhrkamp Verlag. Vorausgegangen war eine lange gemeinsame Geschichte mit dem ebenfalls traditionsreichen S. Fischer Verlag, für den Suhrkamp fast 20 Jahre tätig war. Doch Suhrkamp und Gottfried Bermann Fischer hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg überworfen und es kam zum Bruch.
Peter Suhrkamp übernahm eine Reihe von Autoren in seinen neuen Verlag – darunter Hermann Hesse und Bertolt Brecht. Es sind schmale Zeilen, die Bertolt Brecht im Mai 1950 an Peter Suhrkamp richtet und die dennoch eine große Wirkung entfalten: »Lieber Suhrkamp, natürlich möchte ich unter allen Umständen in dem Verlag sein, den Sie leiten.« Die darin signalisierte Unterstützung ist eine wichtige – die schließlich maßgebliche für die Gründung des heutigen Suhrkamp Verlages wird durch Hermann Hesse nur wenige Wochen später erfolgen.
Eine ereignisreiche Zeit war dem vorausgegangen: Im Jahr 1936 wird der Verleger Gottfried Bermann Fischer von den Nationalsozialisten in die Emigration gezwungen, Peter Suhrkamp führt den verbliebenen Teil des S. Fischer Verlags in »Treuhänderschaft« weiter. Nach dem Kriegsende fordert Bermann Fischer die Rückgabe des Verlags an die Familie S. Fischer.
In einem Vergleich einigt man sich schließlich darauf, 48 Autoren darüber entscheiden zu lassen, bei S. Fischer zu verbleiben oder in einem neugegründeten Suhrkamp Verlag veröffentlicht zu werden. Mit den eingangs erwähnten Hesse und Brecht entscheiden sich insgesamt 33 Autoren für Peter Suhrkamp: Genug, um die Gründung eines neuen Verlags zu wagen.
Am 1. Juli 1950 erfolgt die Eintragung der Einzelhandelsfirma Suhrkamp Verlag ins Handelsregister in Frankfurt am Main, wo der Verlag von nun an seinen Sitz hat. Die erste Zahlung an das neugegründete Unternehmen, so weiß Siegfried Unseld in seiner Biografie Peter Suhrkamps zu berichten, war eine Überweisung des S. Fischer Verlags, die diesen irrtümlich erreicht hatten: »DM 250,- für eine Hesse-Lizenz. Es war das erste Kapital des Verlags.«
Am 8. September 1950 stellt Suhrkamp in einem Brief an die Autorinnen und Autoren das Eröffnungsprogramm vor: Unter den ersten im Suhrkamp Verlag erscheinenden Büchern sind schließlich Ausgewählte Essays von T. S. Eliot, Max Frischs Tagebuch 1946-1949, Hermann Hesses Das Glasperlenspiel und Walter Benjamins Berliner Kindheit um Neunzehnhundert – Autoren und Bücher, die den Verlag durch seine nunmehr 70 Jahre Geschichte bis heute begleiten.
Dem Suhrkamp Verlag kommt das Verdienst zu, das Taschenbuch als günstige Variante des Lesens populär gemacht und damit auch neue Lesergruppen erschlossen zu haben.
Heute gehören zur Verlagsgruppe auch der Insel Verlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Verlag der Weltreligionen, der Suhrkamp Theater Verlag und der Elisabeth Sandmann Verlag. Insgesamt sind bislang gut 25.000 Werke erschienen. Im Suhrkamp Verlag sind in dieser Zeit 16.492 Novitäten erschienen – im Hauptprogramm, im Jüdischen Verlag und in den Reihen Bibliothek Suhrkamp (seit 1951), edition suhrkamp (seit 1963), suhrkamp taschenbuch (seit 1971), suhrkamp taschenbuch wissenschaft (seit 1973), Suhrkamp BasisBibliothek (seit 1998), Suhrkamp BasisBiographien (seit 2005), Suhrkamp Studienbibliothek (seit 2007), editon unseld (seit 2008)
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