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Sonntag, 26. Februar 2023

Augsburger Puppenkiste wird 75

Die Augsburger Puppenkiste wird 75

Als die "Augsburger Puppenkiste" am 26. Februar 1948 Premiere feierte, hatte sich Gründer Walter Oehmichen damit einen lang gehegten Traum erfüllt. Mit seinem abwechslungsreichen Programm entwickelte er das kleine Marionettentheater zu einem Erfolgsprojekt.

Die Erfolgsgeschichte begann mit dem Schauspielerpaar Rose und Walter Oehmichen, das sich in Düsseldorf kennengelernt hatte und wegen eines Bühnenengagements am Stadttheater nach Augsburg gekommen war. Bereits während des Zweiten Weltkrieges gab es einige Aufführungen mit einem Puppentheater. Doch ein großer Teil der Ausstattung wurde 1944 bei Bombenangriffen der Alliierten zerstört.

Augsburg wurde im Februar 1944 bombardiert. Dabei ging auch die Bühne des Puppentheaters zu Bruch und mit ihr die Stadt Augsburg, doch die Puppen blieben vom Angriff verschont. 1948 wurde das Puppentheater in dem Haus wiedereröffnet, wo es sich noch heute befindet.

In der Nacht zum 26. Februar 1944 wurde der Puppenschrein bei einem Bombenangriff auf Augsburg zerstört. Die Figuren blieben aber erhalten – Walter Oehmichen hatte sie mit nach Hause genommen, nachdem er eine Vorstellung im Stadttheater Augsburg für die Kinder der Bühnenangehörigen gegeben hatte, wo der Puppenschrein ein Opfer der Flammen wurde.


Allen Widrigkeiten der Nachkriegszeit zum Trotz gelang es der Familie Oehmichen schließlich, unter dem Namen Augsburger Puppenkiste ihr Marionettentheater am 26. Februar 1948 – auf den Tag genau vier Jahre nach Zerstörung des Puppenschreins – mit dem Stück Der gestiefelte Kater zu eröffnen. Genau vier Jahre nach den Bombenangriffen auf Augsburg wurde am 26. Februar 1948 als Premierenstück das Märchen "Der gestiefelte Kater" gezeigt. Die Puppenkiste wurde schnell überregional bekannt, 1949 gab es ein erstes Gastspiel in Frankfurt/Main, viele Städte folgen.


Die Augsburger Puppenkiste wird 70

Auch das junge Fernsehen setzte auf die handgeschnitzten Puppen aus Bayern. Im Januar 1953 flimmerten sie erstmals über die Mattscheiben. Es war eine Produktion des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Hamburg, kurz darauf startete die legendäre Zusammenarbeit der Augsburger mit dem Hessischen Rundfunk. In den folgenden Jahrzehnten entstanden TV-Klassiker wie "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" oder "Urmel aus dem Eis".


Und bitte noch mindestens weitere 75 Jahre die "Puppen tanzen" lassen! Hier erfreuen die "Scheinriesen" wenigstens das Publikum.


Augsburger Puppenkiste:

Augsburger Puppenkiste - www.augsburger-puppenkiste.de


Samstag, 25. Februar 2023

Martin Suter 75. Geburtstag

Martin Suter

Ende Februar 2018 wird Martin Suter, der berühmteste Schriftsteller der Schweiz und einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren, 70 Jahre alt. Martin Suter wurde vor 75 Jahren am 29. Februar 1948 in Zürich geboren. Suter ist ein zeitgenösssischer schweizer Schriftsteller und einer der bedeuendesten schweizer Autoren der Gegenwart.

Seine Romane – zuletzt erschien »Elefant« – und »Business Class«-Geschichten sowie seine »Allmen«- Krimiserie sind auch international große Erfolge. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.

"Ich bin ein Glückskind", sagte Martin Suter einmal: Er ist am 29. Februar 1948 geboren, ein Schalttag, der auf einen Sonntag fiel. Sein Glück ist, gut von dem leben zu können, was er am liebsten macht: Schreiben. Zuerst als Werbetexter, dann als Drehbuchautor und Kolumnist und heute vor allem als Romanautor.

Dass er schreiben kann, merkte er, als sein Deutschlehrer am Collège Saint Michel in Freiburg seinen Aufsatz der Klasse vorlas. Mit 16 wusste der Sohn eines Ingenieurs, dass er Schriftsteller werden wollte. Das Germanistikstudium in Basel brach er nach einem Semester ab, weil er nicht mochte, wie dort Texte seziert wurden.

Martin Suter


"Mich reizt jede Disziplin in der Sportart Schreiben!"

Suter kam über das Werbetexten zum Schreiben und wurde erst spät zum Romanautor. Er arbeitete bis 1991 als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied.

"Mich reizt jede Disziplin in der Sportart Schreiben!", sagt Martin Suter. Und er hat auch schon fast alles geschrieben: Werbetexte, Reportagen, Kolumnen, Liedtexte, Drehbücher, Kurzgeschichten, Romane. Millionen Leser lieben seine Bücher - und das Geheimnis seines Erfolges: das Geheimnis. "Das Geheimnis war es, das mich schon als Kind an einer Geschichte fasziniert hat, und es ist auch heute noch das, was mich dazu bringt, weiterzublättern. Ich will diese kindliche Frage 'Und dann?' beantworten und beantwortet haben."


Im Alter von 46 Jahren hat Suter seinen ersten Roman veröffentlicht. 1997 kam Suters erster Roman »Small World« heraus und wurde ein durchschlagender Erfolg. Sein zweiter Roman »Die Gedächtnislagune« sei ihm aber dann "abverreckt" und zum Glück nicht gedruckt worden, gestand Suter später. Von den 14 bisher erschienenen Romanen - zehn größere und vier etwas weniger anspruchsvolle aus der "Allmen"-Reihe - ist ihm keiner mehr "abverreckt", neun wurden verfilmt.

Daneben verfasste Suter vier Theaterstücke, mehrere Drehbücher, das erfolgreichste wohl für den Film "Giulias Verschwinden", der unter anderem den Publikumspreis in Locarno erhielt, dazu Songtexte für Stephan Eicher und ebenfalls mit ihm das Singspiel "Geri".

Suter seinerseits versteht sich als Unterhaltungsautor: "Ich versuche, eine Geschichte zu erzählen, bei der nicht alle paar Meter ein schöner Satz herausragt wie ein Hindernis auf einem Fitness-Parcours. Die Sprache eines Romans soll diskret der Geschichte dienen." "Meine Geschichten beginnen auf der erste Seite und enden auf der letzten. Wenn sie darüber hinauswirken, dann freut mich das. Beabsichtigen tu ich das aber nicht. Ich habe keine Message", sagte er jüngst bei einem Workshop an den Solothurner Filmtagen.

Martin Suter ist ein Berufsautor mit hohem Arbeitsethos, er arbeitet nach festem Stundenplan wie die meisten anderen Erwerbstätigen. Dabei lümmelt er nicht etwa im Trainingsanzug rum, sondern trägt stets Anzug und Krawatte. Als er für seinen jüngsten Bestseller "Elefant" in der Obdachlosenszene recherchierte, riet ihm ein Betroffener, er solle besser nicht in der Schale kommen. Also ließ Suter halt die Krawatte weg.

Mit Romanen wie »Small World« und »Der Teufel von Mailand« hat sich der Schweizer Autor Martin Suter eine beachtliche Fangemeinde zusammengeschrieben. Das kann man gut verstehen. Denn seine Bücher bestechen nicht nur durch eine faszinierend präzise Sprache mit ganz eigenem Duktus, sondern auch durch gut gemachte, fesselnde Plots. »Der letzte Weynfeldt« hat wieder das Zeug dazu, Suters Fangemeinde noch ein wenig zu vergrößern: spannend geschrieben und unberechenbar bis zum Schluss.

Der Erfolgsautor Martin Suter veröffentlicht alle zwei Jahre ein neues Buch. Alle seine Romane spielen in der Schweiz. Er fängt erst dann an zu schreiben, wenn Anfang und Ende des Romans feststehen.

Weblink:

Martin Suter - Geschichten mit Geheimnis - www.3sat.de


Literatur:

Small World
Small World
von Martin Suter

Montecristo
Montecristo
von Martin Suter


Blog-Artikel:,

»Montecristo« von Martin Suter

Dienstag, 21. Februar 2023

Kölner Karneval 200 Jahre


Alaaf, der Kölner Karneval wird in diesem Jahr genau 200 Jahre alt. Zwar waren die Rheinländer schon Jahrhunderte zuvor jeck, doch drohte der Karneval zu Beginn des 19. Jahrhunderts ernsthaft auszuarten. Was den Preußen, die Köln im Jahr 1815 in Besitz nahmen, überhaupt nicht gefiel.

Um zu verhindern, dass die neuen Herren - wie zuvor die Franzosen) den Karneval verbieten, tat sich die Oberschicht der Stadt zusammen, um das Fest zu retten – und lenkte den Karneval in geordnete Bahnen.

Schluss mit lustig: Erst wurde Köln preußisch, dann organisierte die Oberschicht den Karneval neu. Prunk und Ordnung sollten die alte rheinische Anarchie ersticken

Der erste Kölner Rosenmontagszug zog am 10. Februar 1823 unter dem Motto "Thronbesteigung des Helden Carnevals" um den um den zentralen Neumarkt.

200 Jahre Kölner Karneval! Das bunteste und lauteste Fest in Köln feiert einen großen Geburtstag. Im Februar 1823 gründeten einige Männer aus der Kölner Oberschicht das sogenannte "Festordnende Komitee" - den Vorläufer des heutigen "Festkomitees Kölner Karneval".

Dieser Urknall war eine Reaktion auf das Ausufern des alten Festes in Orgien und Gewalt. Der Karneval war in Gefahr. Ein Verbot durch die preußischen Herrscher drohte. Das neue Komitee wollte nun das wilde Treiben in Bahnen lenken, Regeln aufstellen und das Feiern organisieren.

Von der ersten Narrenkappe bis zum großen Jubiläums-Rosenmontagszug war er immer auch ein Spiegelbild der Zeit. Brauchtum, Imageträger und Wirtschaftsfaktor in einem. Ein Gigant, der von der ehrenamtlichen Arbeit tausender Jecken in Vereinen, Gesellschaften, Pfarrgemeinden und Schulen lebt. Ein "Jeföhl", dem sich kaum jemand entziehen kann, spätestens "Wenn et Trömmelche jeht".

Samstag, 18. Februar 2023

Timișoara ist Kulturhauptstadt Europas 2023

Timișoara

Das rumänische Timișoara ist Kulturhauptstadt Europas 2023. Das rumänische Timișoara, das ungarische Veszprem und das griechische Eleusis bilden das diverse Hauptstadttrio im diesem Jahr.

Mit drei Kulturhauptstädten, die so mancher Kulturfreund nicht sofort auf der Europakarte zuordnen könnte, wird 2023 das Kulturhauptstadtjahr bestritten. Gebildet wird das Trio aus dem westrumänischen Timișoara , dem schmucken Veszprém nahe dem ungarischen Plattensee und die in der Antike für ihre Mysterien berühmte griechische Stadt Eleusis.

Das westrumänische Timișoara (Temeswar) mit seinen 300.000 Einwohnern am Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Serbien ist eine Stadt mit k.u.k.-Flair, in der neben Rumänen, Deutsche, Österreicher, Ungarn, Serben, Roma, Tschechen, Slowaken und Bulgaren leben. Die Stadt war Ausgangspunkt der Revolution 1989, die den Diktator Nicolae Ceausescu zu Fall brachte.

In der Industriemetropole Timișoara wollen die Programmmacher vor allem die traditionelle Diversität zum Leuchten bringen.

Timisoara ist eine Vielvölkerstadt, die sich durch kulturuelle Vielfalt auszeichnet. So gut wie jedes Timișoarer Kind sprach vor dem Zweiten Weltkrieg mindestens drei Sprachen, darunter auch Jiddisch. Dieses Idiom ist durch die Shoah hier fast verschwunden. Timișoara war die Wiege von Stars: "Tarzan" Johnny Weissmüller (1904-1984) kam hier zur Welt, und zwei Nobelpreisträger machten hier Matura: die Schriftstellerin Herta Müller sowie der Chemiker und Biophysiker Stefan Hell.

Ein Farbtupfer ist auch der seit 2020 in Timișoara als Bürgermeister amtierende Dominic Fritz – geboren in Deutschland, Politikwissenschafter, einstiger Grünen-Parteigänger und Ex-Redenschreiber des damaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler. Der heute 38-Jährige hat sich nach eigenen Worten schlichtweg "in diese Stadt verliebt", während seiner Arbeit 2003 als Freiwilliger in einem Timișoarer Kinderheim. Als Highlight für 2023 verspricht Fritz eine Ausstellung des rumänischen Bildhauers Constantin Brancusi (1876-1957). Am Herzen liegt ihm das Projekt "Wege der Revolution", das an den Volksaufstand von 1989 erinnern soll.

Fertig werde dieses Projekt 2023 aber nicht – wie so viele andere Pläne. Grund der Verzögerungen ist ein seit Jahren dauernder politischer Streit. Das Problem: Fritz gehört der öko-liberalen Oppositionspartei USR an, in der Hauptstadt Bukarest aber regieren Bürgerliche und Sozialdemokraten. Daraus folgten kleinere und größere Behinderungen, etwa durch Blockaden von Geldern, beklagt Fritz. Dennoch erhofft er sich vom Kulturhauptstadtjahr "neuen Schwung", den man auch für später mitnehmen könne. Das Eröffnungswochenende ist hier von 17. bis 19. Februar angesetzt.

Weblink:

Timișoara - https://timisoara2023.eu

Timisoara

80 Jahre Sportpalast-Rede


Als Sportpalastrede wird die Rede bezeichnet, die der nationalsozialistische deutsche Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast hielt und in der er zur Intensivierung des „totalen Krieges“ aufrief. Die rund 109 Minuten dauernde Rede gilt als ein Paradebeispiel der Rhetorik und der NS-Propaganda. Ein erwachtes Volk ist zugleich auch ein verführtes Volk.

Das Problem der Massen kannte man bereits, kaum hatte man mit der Bildung des Staates begonnen - also bereits in der Frühantike. Allerdings war das Problem damals vollkommen unter Kontrolle. Bis in das Hohe Mittelalter sind die Massen absolut bewusstlos gewesen, also leicht zu lenken. Erst im Mittelalter ergab der hohe Bauernstand in der europäischen Kultur, verbunden mit der ersten nennenswerten Bildung unter den Massen, die in diesem Fall durch Kirche und noch mehr Kloster erfolgte, zu ersten Aufständen gegen die Macht und Obrigkeit.

Wichtige Aspekte der Masse sind Regierbarkeit, Lenkbarkeit, Verführbarkeit und potentielle bzw. latente Gewaltbereitschaft. Der wesentliche Punkt ist jedoch die Mobilisierbarkeit der Massen für politische Ziele - ein Aspekt, den jede Bewegung, gewiefte Aktivist, Populist, Propagandist oder anderer Träger auf seine Weise zu nutzen weiß, wenn er von den anderen Aspekten fest überzeugt ist - und der aktuell nun auch wieder deutlich zum Tragen kommt.



Goebbels Rede im Sportpalast am 18.02.1943

Ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung sind Propaganda-Reden, basierend auf dem Prinzip "Zustimmung per direkter Akklamation". Verführerische Redner vor Massenpublikum aufretend - dabei die hohe rhetorische Kunst der Manipulation vorführend - werden hier zu geschickten Manipulatoren der Masse, denn die gerade Verführbarkeit birgt ein ungemeines Poential:

Von der Gloriole eines propagandistischen Morgens und Erwachens mit zartem Licht beschienen, zeigt sich der Himmel all seinen leichten Farben und es lässt sich mit verführten Masen politisch buchstäblich alles anstellen und der Unterschied zwischen Heil und Unheil ist oft nur ein schmaler Grat. Ein erwachtes Volk ist zugleich auch ein verführtes Volk.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Massen ein beherrschendes Thema der Politik und Gesellschaft Europas. Im Zeitalter des Individualismus scheinen sie ihre Anziehungskraft und Gefährlichkeit verloren zu haben. Ein Irrtum. Von neuem bewegen Massen große Teile der Gesellschaft. Sie entstehen mit Hilfe moderner Medien in der Popkultur, in Sport und Konsum, in Protestbewegungen und Revolten, in neuen politischen Formationen und in Flüchtlingsströmen.

Wichtige Aspekte der Masse sind Regierbarkeit, Lenkbarkeit, Verführbarkeit und Gewaltbereitschaft. Im Unterschied zu den Massen der Vergangenheit bieten sie den Individuen die Möglichkeit, sich eine imaginäre Größe, ihren Äußerungen und Schicksalen eine Öffentlichkeit zu geben. Heute sind die Massen praktisch nicht mehr zu regieren und eben das ist der Unterscheid zwischen den Massen von früher und von heute.

Ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung sind Propaganda-Reden, basierend auf dem Prinzip "Zustimmung per direkter Akklamation". Verführerische Redner vor Massenpublikum aufretend - dabei die hohe rhetorische Kunst der Manipulation vorführend - werden hier zu geschickten Manipulatoren der Masse.

Als erster beschäftigte sich der französische Arzt Gustave Le Bon 1895 unter dem Eindruck des Zeitalters beginnend mit der Französischen Revolution bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Phänomen der Massen. Damals wurden die Massen noch als Pöbel und Plebs - vor dem es sich zu fürchten galt und als gefährlich für die Gesellschaft empfunden. Er verfasste das Grundlagenwerk der Sozialpsychologie »Psychologie der Massen«. Gustave Le Bon beeinflusste nicht nur Sigmund Freud, sondern wurde auch von Politikern und Diktatoren des 20. Jahrhunderts für die Ausarbeitung ihrer Propaganda-Techniken benutzt. Le Bons Wirkung auf die Nachwelt, wissenschaftlich auf Sigmund Freud und Max Weber, politisch insbesondere auf den Nationalsozialismus und seine Protagonisten, war groß.

Elias Canetti soziologisches Hauptwerk »Masse und Macht« erschien im Jahr 1960. Ein Buch, das anthropologische, psychologische, politische und historische (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit) Aspekte des Phänomens „Masse“ zu integrieren beabsichtigt, führt wohl beinahe zwangsläufig zur Verwirrung des Lesers.

Seit 1925 befasste Canetti sich mit dem Phänomen der Masse, die ihn ängstigte und faszinierte. Ein Schlüsselerlebnis war der Brand des Wiener Justizpalastes am 15. Juli 1927 für ihn, in dessen Folge blutige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Studenten ge­schahen.

Die Forscher Gunter Gebauer und Sven Rücker lösen in ihrem neu erschienenen Buch den Begriff der Masse aus dem Korsett der alten Ideologien und rehabilitieren ihn damit als Erklärungsmodell für sehr aktuelle Phänomene gesellschaftlichen Wandels.

Video:

Totale Kriegs Rede - Joseph Goebbels am 18.02.1943 - YouTube

Literatur:


Psychologie der Massen
von Gustave Le Bon

Masse und Macht
Masse und Macht
von Elias Canetti

Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen
Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen
von Gunter Gebauer, Sven Rücker

gebracht.

Die Gelbwesten in Frankreich sind Menschen in der Revolte, die in Paris auf die Straße gehen, um gegen die Verhältnisse und die soziale Ungerechtigkeit im Land zu protestieren  Sie sind Revoltierende - vereint im Zorn gegen eine ungerechte Gesellschaft.

Gemeinsam sind sie stark. Die Revoltierenden sind jemand, die Nein sagen zu den bestehenden Verhältnissen. Sie kämpfen für eine bessere Gesellschaft, dabei bei ihrem Protest auf Unversehrtheit hoffend. Über eines sind sie sich einig: Erst die Masse verleiht ihnen Macht, sie sie sonst nicht haben. -->

Freitag, 17. Februar 2023

Molière 350. Todestag

Moliere


Molière, eigentlich Jean-Baptiste Poquelin, starb vor 350 Jahren im Alter von 50 Jahren am 17. Februar 1673 in Paris. Molière ist sein Künstlername, den der Schauspieler und spätere Autor wohl ab 1643, spätestens jedoch seit Juni 1644 benutzte.

Molière war ein bedeutender französischer Komödiendichter des 17. Jahrhunderts.
Molière gilt als der bedeutendste französische Komödiendichter. Er gilt als einer der
großen Klassiker und machte die Komödie zu einer der Tragödie potenziell gleichwertigen Gattung.

Der Knabe wurde auf das 1618 von den Jesuiten eröffnete Collège de Clermont geschickt, die vornehmste, selbst von königlichen Prinzen besuchte Erziehungsanstalt des Landes. Hier erwarb er sich eine vortreffliche Bildung, studierte später wahrscheinlich Jura, amtierte vielleicht auch kurze Zeit als Advokat und scheint daneben mit Freunden ein wildes Kneipenleben geführt zu haben.

Seine Theaterleidenschaft erwachte früh, und als sich die heftige Neigung zu Madeleine Béjart dazugesellte, einer hübschen Schauspielerin, war sein Entschluss gefasst. Der entrüstete Vater musste es erleben, dass sein Ältester nach kostspieligem Studium 1643 zu den gerade vom guten Bürgerstande verachteten Komödianten abschwenkte.
Aus dem Tapezierersohn Jean-Baptiste Poquelin wurde der Schaupieler „Sieur de Molière“, dessen Name zum erstenmal in einer Urkunde des Jahres 1644 auftaucht.

Nach 13 Wanderjahren, in denen er Menschen aus allen Schichten kennengelernt hatte und sein Handwerk als Schauspieler, Theaterdirektor und schließlich auch Autor von Grund auf gelernt hatte, gastierte Molière 1658 in Rouen, wo er dem berühmten Dramatiker Pierre Corneille begegnete.

Vor allem aber kam er hier in Kontakt mit „Monsieur“, d. h. dem jüngeren Bruder von Ludwig XIV., Herzog Philippe I. d’Orléans. Dieser lud die Truppe an den Hof nach Paris ein, wo Molière die Tragödie »Nicomède« von Corneille und seine eigene Farce Der verliebte Arzt aufführte.

Als "Vergnügnungsdirektor" machte er die verfeinerte höfische Komödie auf Hofe Ludwigs XVI. salonfähig. Der Adel amüsierte sich prächtig über die Schrullen der reichen Bürger in seinen Stücken.

Weniger gut kamen allerdings seine schärfsten Stücke an, die heute die bekanntesten sind, wie »Der Misanthrop« (1666), »Der Geizige« (1667).

Molieres zeitloses Werk ist der Tragik-Komödie gewidmet.

In seinem Werken spiegeln sich Torheiten und Schwächen des menschlichen Charakters, die jeweils zu tragikkomischen Handlungen führen.

In seinen Stücken wird die Komik oft aus dem Charakter der Hauptpersonen entwickelt - wie z.B. in der Komödie »Der Geizige« (1667) oder es werden Zeit-Torheiten verspottet, wie z.B. in der »Bürger als Edelmann« (1670).

Zu seinen weiteren bekannten Werken gehören »Der Misanthrop« (1666) und »Tartuffe« (1669).

Molières »Der Menschenfeind« ist ein Theaterstück dessen tragisch poetische Darstellung eines Misanthropen sich mit der menschlichen Gesellschaft, der Höflichkeit und unseren Umgangsformen beschäftigt.

Dieser Menschenfeind tritt für die totale Ehrlichkeit ein, nämlich jedem zu sagen was man denkt, auch verzichtet er auf jegliche Unehrlichkeit, Heuchelei und Schmeichelei. Sein Tun und wirken mag im einen Moment lächerlich, im anderen wiederum überzeugend und wahr wirken. So läuft es auf das Eine hinaus, nämlich das niemand immer Unrecht und niemand immer Recht haben kann.

Die Komödie »Tartuffe« wurde 1669 uraufgeführt und ist die meistgespielte Komödie aller Zeiten.
Der gleichnamige Held verbirgt hinter der Maske der Frömmigkeit nichts als Heuchelei. Sie überzeugt auch heute noch durch ihren scharfen Witz und ihre beißende Aktualität.

Moliere wurde am 15. Januar 1622 in Paris geboren.

Mittwoch, 15. Februar 2023

Brechts episches Theater


Bertolt Brecht gilt als einflussreicher deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er hat das epische Theater weiterentwickelt, das den Zuschauer eher zum distanzierten Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Bertolt Brecht hat das epische Theater von seinem Konzept her aufgegriffen und weiterentwickelt.

Der Begriff „episches Theater“ wird heute meist ausschließlich auf die Werke und Inszenierungstechniken Brechts und – mit Abstrichen – Piscators bezogen, obwohl es im 20. Jahrhundert zahlreiche Dramatiker gab, die epische Elemente einsetzten. Brecht hat das Konzept des epischen Theaters stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen seiner Inszenierungspraxis angepasst.

Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

Brechts episches Theater zielt nicht auf Moral, sondern auf eher auf Erkenntnis. Es ist daher nicht moralisierend, sondern erkenntisfördernd. Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.


Brecht wollte ein analytisches Theater, das den Zuschauer eher zum distanzierten Nachdenken und Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Zu diesem Zweck „verfremdete“ und desillusionierte er das Spiel absichtlich, um es als Schauspiel gegenüber dem wirklichen Leben erkennbar zu machen. Brecht nannte dies den „Verfremdungseffekt“.

Schauspieler sollten analysieren und synthetisieren, das heißt, von außen an eine Rolle herangehen, um dann ganz bewusst so zu handeln, wie es die Figur getan hätte. Diese Neukonzeption des Theaters, ursprünglich „episches Theater“, nannte er später „dialektisches Theater“, da ein Widerspruch zwischen Unterhaltung und Lernen entstehen soll, der die Illusion des „emotionalen Hineingezogenwerdens“ beim Publikum zerstören will.

"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht

Das epische Theater Brechts und Piscators ist politisch engagiert. Das enge Korsett der traditionellen Dramatik wird gesprengt, weil beide komplexe politische Verhältnisse darstellen wollten. Das epische Theater ist marxistisch orientiert, will gegen Ausbeutung und Krieg wirken, sich einsetzen für eine sozialistische Veränderung der Gesellschaft.


Ausgewählte Werke in sechs Bänden:

„Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden,
dass es nicht nur darauf ankommt,
die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“

Bertolt Brecht



Brecht vertrat die Auffassung der Dialektik vom Menschen als Produkt der Verhältnisse und glaubte an dessen Fähigkeit, diese zu verändern: „Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden, dass es nicht nur darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“ Damit bezieht er sich auf die zentrale Schlussfolgerung der marxschen „Thesen über Feuerbach“.

Das epische Theater Brechts steht im Gegensatz sowohl zur Lehre Stanislawskis als auch zu der des method acting (methodische Schauspielkunst) von Lee Strasberg, die größtmögliche Realitätsnähe anstrebten und vom Schauspieler verlangten, sich in die Rolle hineinzuversetzen. Die wichtigsten Elemente des Epischen Theaters waren im Werk Brechts jedoch bereits vor dessen Begegnung mit dem Marxismus ausgebildet.


Brecht-Werke:

Ausgewählte Werke in sechs Bänden:
Ausgewählte Werke in sechs Bänden
von Bertolt Brecht