Sonntag, 18. Juni 2000
»Goldenes Dachl« - Wahrzeichen von Innsbruck
»Goldenes Dachl« - Wahrzeichen von Innsbruck
Ein kleines, aber prächtiges Wahrzeichen schmückt die gotische Innsbrucker Altstadt: das »Goldene Dachl«, ein Prunkerker, der mit feuervergoldeten Kupferschindeln gedeckt ist. Das »Goldene Dachl« gilt als eines der schönsten österreichischen Baudenkmäler.
Das von 1497/98 bis 1500 erbaute »Goldene Dachl« ist spätgotischer Prunkerker in der Innsbrucker Altstadt und gilt als Wahrzeichen von Innsbruck. Das Dach des Erkers wurde mit 2.657 feuervergoldeten Kupferschindeln gedeckt.
Kaiser Maximilian I. ließ diesen Prunkerker anlässlich seiner Hochzeit mit Bianca Maria Sforza von Mailand an die ehemalige Residenz Herzog Friedrichs IV. anbauen.
Der ursprüngliche Erker wurde unter Kaiser Maximilian I. in eine Hofloge mit gotischen Gewölben umgestaltet. Von dieser Loge konnten dann die Turnieren und Schauspiele vom Platze gut beobachtet werden. Der Erker ist zweigeschossig und misst 16 Meter in der Breite.
Reliefs am Erker der kaiserlichen Loge zeigen Maximilian I. mit seinen beiden Gemahlinnen, Kanzler, Hofnarr, Moriskentänzer und Wappen. Die Originalreliefs befinden sich im »Tiroler Landesmuseum«.
Vom Erker des Goldenen Dachls können MuseumsbesucherInnen sogar den Ausblick auf die Innsbrucker Altstadt genießen – genauso wie einst Kaiser Maximilian I.
Weblink:
Goldenes Dachl - www.innsbruck.info
Montag, 12. Juni 2000
»Würde der Frauen« von Friedrich Schiller
Ehret die Frauen! sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band,
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
Ewig aus der Wahrheit Schranken
Schweift des Mannes wilde Kraft;
Unstät treiben die Gedanken
Auf dem Meer der Leidenschaft;
Gierig greift er in die Ferne,
Nimmer wird sein Herz gestillt;
Rastlos durch entlegne Sterne
Jagt er seines Traumes Bild.
Aber mit zauberisch fesselndem Blicke
Winken die Frauen den Flüchtling zurücke,
Warnend zurück in der Gegenwart Spur.
In der Mutter bescheidener Hütte
Sind sie geblieben mit schamhafter Sitte,
Treue Töchter der frommen Natur.
Feindlich ist des Mannes Streben,
Mit zermalmender Gewalt
Geht der wilde durch das Leben,
Ohne Rast und Aufenthalt.
Was er schuf, zerstört er wieder,
Nimmer ruht der Wünsche Streit,
Nimmer, wie das Haupt der Hyder
Ewig fällt und sich erneut.
Aber, zufrieden mit stillerem Ruhme,
Brechen die Frauen des Augenblicks Blume,
Nähren sie sorgsam mit liebendem Fleiß,
Freier in ihrem gebundenen Wirken,
Reicher, als er, in des Wissens Bezirken
Und in der Dichtung unendlichem Kreis.
Streng und stolz, sich selbst genügend,
Kennt des Mannes kalte Brust,
Herzlich an ein Herz sich schmiegend,
Nicht der Liebe Götterlust,
Kennet nicht den Tausch der Seelen,
Nicht in Thränen schmilzt er hin;
Selbst des Lebens Kämpfe stählen
Härter seinen harten Sinn.
Aber, wie leise vom Zephyr erschüttert,
Schnell die äolische Harfe erzittert,
Also die fühlende Seele der Fraun.
Zärtlich geängstet vom Bilde der Qualen,
Wallet der liebende Busen, es strahlen
Perlend die Augen von himmlischem Thau.
In der Männer Herrschgebiete
Gilt der Stärke trotzig Recht;
Mit dem Schwert beweist der Scythe,
Und der Perser wird zum Knecht.
Es befehden sich im Grimme
Die Begierden wild und roh,
Und der Eris rauhe Stimme
Waltet, wo die Charis floh.
Aber mit sanft überredender Bitte
Führen die Frauen den Scepter der Sitte,
Löschen die Zwietracht, die tobend entglüht,
Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen,
Sich in der lieblichen Form zu umfassen,
Und vereinen, was ewig sich flieht.
»Würde der Frauen« von Friedrich Schiller
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